Speaking Soil

Gruppenausstellung

10.04.2024 - 02.06.2024
Eröffnung: 10.04.2024, 18 – 21 Uhr

Tini Aliman, Wim Bosch, Cristiana Cott Negoescu, David Hahlbrock, Salomé Ingelbrecht, Zhixin Angus Liao, Darcy Neven, Nico Pachali, Silke Schatz, Rosa Vrij, Finn Wagner, Marit Westerhuis

 

Die Sammlung Philara freut sich, gemeinsam mit den BORDERLAND RESIDENCIES die umfängliche Gruppenausstellung Speaking Soil zu präsentieren. Zwölf internationale Künstler*innen, u. a. aus China, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Rumänien und Singapur, verhandeln Aspekte von Boden (engl. soil) als Ressource, Habitat und Territorium sowie damit verbundene Rhetoriken um Besitzverhältnisse, Umsiedlungen, Migration und Klimawandel.

 

In 11 Kapiteln geht Speaking Soil anhand unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven Aspekten des Erdbodens und dessen Relevanz für alle Formen von Leben nach. Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung ist das groß angelegte Exkursionsprogramm „Art and Soil“, an dem die Künstler*innen als Stipendiat*innen des Kunstresidenz-Netzwerkes BORDERLAND RESIDENCIES teilgenommen haben. Sie waren eingeladen, sich der künstlerischen Forschung amErdboden im Grenzraum zwischen Deutschland, den Niederlanden und Belgien zu widmen. Auf bio-dynamischen Landwirtschaftsbetrieben bei Kranenburg und Nimwegen suchten sie gemeinsam mit Landwirt*innen und Wissenschaftler*innen nach neuen Parametern zur Bestimmung des Bodenwertes jenseits von ökonomischen Faktoren oder biochemischen Indikatoren. Weitere Exkursionen führten die Teilnehmenden zu aktiven und renaturierten Kieswerken im Kreis Wesel und an die Abbruchkanten des Braunkohletagebaus Garzweiler.

 

Die Werke der Ausstellung thematisieren exemplarisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit unterschiedlichste Narrative und Diskurse um die so ergiebige Ressource Erde. Sie zeigen beispielsweise Moore und Moorleichen als Verbindungsort von Zukunft und Vergangenheit, untersuchen Staatsgrenzen aus migrantischer Perspektive und verhandeln Hierarchien von Natur und Mensch aus ökofeministischer Sicht neu. Dabei schaffen die Künstler*innen mehrschichtige Betrachtungsebenen für eine soziopolitische Auseinandersetzung mit Territorien, Umsiedlungen und Entwurzelungen, die bis hin zu der Frage reicht, ob Bilder als „Living Soil“ selbst Nährstoffe bereitstellen können.

 

Besondere Beachtung erfährt dabei der sprachliche Ausdruck, der im mehrsprachigen Bedeutungsspektrum von soil und Mutterboden über țară mamă (Rumänisch für Mutterland) bis hin zu (Kantonesisch, Mandarin und Japanisch für Erde) neue Reflexionsräume öffnet, die geprägt sind von den verschiedenen Erfahrungshorizonten und internationalen Herkünften der Künstler*innen. Poetische, zeichnerische und sound-performative Untersuchungen von soil schaffen einen multilingualen Raum, in dem Pflanzen zu aktiven Mitgestalterinnen von Klanginstallationen werden.

 

Auf Wegen zu einer nachhaltigeren Zukunft und einem respektvolleren Umgang mit Boden und Erde suchen die Kunstschaffenden dabei auch nach poetischen Pfaden, die unsere Neugierde für geopolitische Themen wecken und uns ermutigen sollen, den Problemen lokaler wie auch globaler Umwelten zu begegnen und „unruhig zu bleiben“[1], ohne in Ohnmacht zu verfallen.

 

Die Ausstellung vereint Videoarbeiten, Fotogramme, Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Sound und Lyrik und wird zudem um mehrere Performances, performative Dinner und Workshops ergänzt.

 

Kuratorinnen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier

Kuratorische Assistenz: Dana M. A. Bulic

Borderlands Residencies Projektträger: Kulturraum Niederrhein e. V., Maike Beier und Ingrid Misterek-Plagge

 

[1] Donna J. Haraway, Unruhig bleiben: Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän, 2016.

 

Borderland Residencies

BORDERLAND RESIDENCIES ist ein Projekt des Kulturraum Niederrhein e. V., das gemeinsam mit Odapark, center for contemporary art und in Zusammenarbeit mit den teilnehmenden Residenzen durchgeführt wird.

 

Die Ausstellung Speaking Soil und BORDERLAND RESIDENCIES werden gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Regionalen Kultur Programm NRW, vom Mondriaan Fonds der Niederlande sowie von Interreg Deutschland – Nederland, (ko-)finanziert von der Europäischen Union.

 

www.kulturraum-niederrhein.de

www.borderland-residencies.eu

Instagram: @borderland_residencies

 

Wirtschaft Industrie Klimaschutz und Energie NRW

Supported by the Ministry for Culture and Science of the State of North Rhine-Westphalia

 

RGB

INTERREG

Mondrian Found

In Abwesenheit

Sammlungspräsentation Fotografie

03.03.2024 - 08.09.2024
Eröffnung: 3. März 2024, 14–18 Uhr

Tamibé Bourdanné, Olafur Eliasson, Jan Paul Evers, Jef Geys, Dominique Gonzalez-Foerster, Thomas Grünfeld, Germaine Kruip, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Martin Parr, Émilie Pitoiset, Man Ray, Ugo Rondinone, Thomas Ruff, Thomas Struth, Stephen Shore, Martina Sauter, Tamary Kudita, u.a.

 

„A photograph is both a pseudo-presence and a token of absence. Like a wood fire in a room, photographs – especially those of people, of distant landscapes and faraway cities, of the vanished past – are incitements to reverie.“

– Susan Sontag, On Photography, 1977

 

Die Sammlung Philara freut sich, mit In Abwesenheit eine kuratierte Ausstellung zur Fotografie zu zeigen. Die präsentierten Arbeiten umfassen eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert: von den Anfängen der surrealistischen Fotografie in den 1920er-Jahren über die Schwarz-Weiß-Aufnahmen der 1960er und 1970er bis hin zu zeitgenössischen Iterationen der digitalen und analogen Fotografie. Die Werke vereint eine intensive Beschäftigung mit Fragen von Abwesenheit, Leerstellen und Mangel. Dabei greifen sie verschiedenste Fragestellungen sowohl zur physischen Beschaffenheit der Fotografie und ihren technischen Voraussetzungen als auch zu weiterreichenden Aspekten wie spekulativer Fiktion, Zugehörigkeit, Nostalgie und Verunklärung auf.

 

Einige der Arbeiten beschäftigen sich konkret mit der Abwesenheit der Kamera – mit der kameralosen Fotografie. So zum Beispiel Thomas Ruff, der in seiner Serie phg mit Hilfe digitaler Renderings Bildkompositionen erschafft, die Fotogrammen nachempfunden sind. Germaine Kruips Installation eines Spiegels und dessen Lichtreflexion evoziert über simple geometrische Formen und das Spiel aus Licht und Schatten intime Momente des kollektiven Schauens, die nicht einmal das Medium Fotografie bedienen. Dennoch weckt Untitled Circle mit seiner elliptischen Spiegelfläche Assoziationen mit den Ursprüngen fotografischer Apparaturen, beispielsweise dem Polieren von Spiegelflächen für die Daguerreotypie oder der Spiegelreflexion der Camera obscura.

 

Andere Werke entstehen gerade aus einem gezielt eingesetzten Mangel an Kontext in Bezug auf Identität und geschichtliche Verortung der abgebildeten Personen. Verewigen Fotografien auch einen Ausschnitt eines Moments, eines Ereignisses oder einer Person, existieren sie doch losgelöst vom Anker ihrer Realität und ihres Entstehungskontextes. Émilie Pitoiset beispielsweise verwandelt in ihrer mehrteiligen Installation Giselle, benannt nach dem gleichnamigen Ballett über eine Frau, die nach ihrem Selbstmord zu einem tanzenden Geist wird, gefundene Fotos unbekannter Personen aus den 1920er bis 1950er-Jahren in weitere Abbilder der tragischen Hauptfigur des Stücks. Dominique Gonzalez-Foerster versetzt sich in ihrer Collage Florence & Constantin (Jardin Brancusi) in die Position der Porträtfotografin Florence Meyer Homolka[1]und stellt eine Fotografie nach, die Constantin Brancusi 1932 von ihr in seinem Atelier aufnahm.

 

Wiederum andere befassen sich mit der Manipulation von Bildern und nutzen spielerisch ihre Veränderlichkeit. Die stetige Weiterentwicklung technischer und digitaler Möglichkeiten der Bildbearbeitung weicht das Konzept der originalgetreuen Abbildung, welches die Fotografie unterläuft, auf. Dadurch eröffnen sich neue Grenzräume fantastischer Spekulation, die mit Imaginationen, beispielsweise um Gender, gefüllt werden können. Ugo Rondinones Ausstellung I don’t live here anymore, aus der die gleichnamige Edition hervorgegangen ist, beschreibt eine Suche nach einem tieferen Verständnis für das eigene Selbst. In seiner Selbstinszenierung stellt Rondinone sich als zeitlos-androgynen Cyborg dar, dessen Handprothese beinahe nostalgisch von vergangenen Zeiten statt einer unbestimmten Zukunft zeugt. Tamary Kudita untersucht in ihrer Serie Sights Unseen III, inwiefern selektive Geschichtsschreibung die Lebensrealität Schwarzer Menschen in der Gegenwart formt. Sie nutzt Strategien der Aneignung und Re-kontextualisierung sowie der Subversion und Überlagerung von historisch weiß dominierter und zeitgenössischer Ästhetik, um die Vielschichtigkeit von Identität sichtbar zu machen und simplifizierende, kolonial geprägte Lesarten Schwarzer Kultur zu untergraben. So tragen ihre Modelle etwa viktorianisch anmutende Kleider, die aus afrikanischen Stoffen gefertigt wurden. Diese Geste ist nicht nur ein Symbol für die Vielfalt von Identitäten, sondern unterläuft auch den sozialen Stellenwert von Kleidung als Marker von Zugehörigkeit.

 

Kuratorinnen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier

Kuratorische Assistenz: Dana M. A. Bulic

 

[1] Auch bekannt als Florence Meyer oder Florence Homolka

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