I’ve Only Got Eyes for You
Neuerwerbungen der Sammlung
25.03.2023 - 01.10.2023
Ausstellungseröffnung: 24.03.2023, 18-21 Uhr
Jean-Marie Appriou, Kader Attia, Halil Balabin & Merav Kamel, Huma Bhabha, Miriam Cahn, Klára Hosnedlová, Brook Hsu, Anna Hulačová, Rashid Johnson, Melike Kara, Leigh Ledare, Jonathan Lyndon Chase, Kresiah Mukwazhi, Murat Önen, Anys Reimann, Pipilotti Rist, Amy Sillman, Theresa Weber, Ambera Wellmann
Die Sammlung Philara freut sich, mit der Ausstellung I’ve Only Got Eyes for You eine Auswahl von Neuerwerbungen zu präsentieren. In Collage, Malerei, Skulptur und Fotografie setzen sich die Künstler*innen mittels figürlicher Darstellung mit gesellschaftlichen und persönlichen Fragestellungen auseinander. In und mit ihren Werken lässt sich die Definition des Porträts erforschen und erweitern. Sie helfen uns, in Momenten des Erinnerns und der Vorausschau durch unsere Gegenwart zu navigieren. Die Auseinandersetzung mit der Rolle und Verortung unseres Selbst vor dem Hintergrund digitaler Gegebenheiten und sozialer Umstände ist vielschichtig und komplex. Die Künstler*innen der Ausstellung, die sich Themen wie Sichtbarkeit und Repräsentation sowie Diskursen um Dekolonialität und Posthumanität widmen, begegnen dieser Herausforderung mit Bildern, die unsere Realität erträglicher machen. So verhandeln die Arbeiten etwa stereotype Genderdarstellungen, Sexualität sowie Machtverhältnisse und Gewalterfahrungen. Andere wiederum thematisieren die Suche nach komplexen Identitätsnarrativen entgegen der Bilder, die uns täglich umgeben.
Der Großteil der Neuankäufe wurde in den letzten zwei Jahren erworben, darunter etablierte Positionen wie Kader Attia, Huma Bhabha, Miriam Cahn, Pipilotti Rist und Leigh Ledare ebenso wie international agierende jüngere Künstler*innen, beispielsweise Jean-Marie Appriou, Halil Balabin & Merav Kamel, Kresiah Mukwazhi und Ambera Wellmann. Auch Künstler*innen, die kürzlich in der Sammlung Philara und an anderen Ausstellungsorten im Rheinland präsentiert wurden, etwa Melike Kara, Anys Reimann, Murat Önen und Theresa Weber, sind mit zum Teil noch nie gezeigt Werken vertreten.
Der Titel der Ausstellung, I’ve Only Got Eyes for You, ist einer gleichnamigen Edition von Pipilotti Rist aus dem Jahr 1996 entlehnt, die in Klammern den Zusatz „Pin Down Jump Up Girl“ trägt. Die Arbeit besteht aus einem Fernseher und einem auf Plexiglas aufgezogenen Hologrammfoto mit Saugnapf, das die Künstlerin selbst zeigt. Mit einem Augenzwinkern verweist Rist sowohl auf den Unterhaltungswert als auch auf die Produktions- und Sammlungsbedingungen von Kunst. Die Künstlerin betont hier bewusst ihre Selbstinszenierung, die für sie nicht nur Produktionsmittel ist, sondern auch ihre Selbstdefinition als Subjekt innerhalb der Gesellschaft, als Frau und als Kunstschaffende umfasst. Im Zusammenhang mit der Sammlungspräsentation erinnert der Ausstellungstitel auch an das ähnlich lautende Lied von Komponist Harry Warren und Songwriter Al Dubin, das durch die erfolgreichen Versionen von The Flamingos und Art Garfunkel bekannt wurde: Der Kanon einer öffentlich zugänglichen Sammlung zeitgenössischer Kunst muss notwendigerweise anschlussfähig, erweiterbar und zugleich entscheidungsfähig bleiben, was zwangsläufig das Ausblenden anderer interessanter Werke bedeutet. So singen Al Dubin, die Flamingos und Art Garfunkel: „Maybe millions of people go by / But they all disappear from view / And I only have eyes for you“.

Murat Önen
Foto: Kai Werner Schmidt

Brook Hsu
Photo: Stephen Faught

Anna Hulačová
Photo: Bruno Lopes

Pipilotti Rist

Anys Reimann
Photo: Johannes Bendzulla
Breathing Water, Drinking Air
Sammlungspräsentation
12.08.2022 - 25.06.2023
Ausstellungseröffnung: 11.08.2022, 16-21 Uhr
Jan Albers, Sam Anderson, Gili Avissar, Maximiliane Baumgartner, Hicham Berrada, Julius von Bismarck, Katinka Bock, Andrea Bowers, Nathalie Djurberg & Hans Berg, Alex Grein, Thomas Grünfeld, Petrit Halilaj, Nschotschi Haslinger, Camille Henrot, Anne Imhof, Allison Katz, Zsófia Keresztes, Per Kirkeby, Kinke Kooi, Corinne von Lebusa, Rosa Loy, Rosilene Luduvico, David Nash, Susan Philipsz, Laure Prouvost, Thomas Scheibitz, Anna Vogel, Raphaela Vogel
Die Sammlung Philara freut sich mit Breathing Water, Drinking Air eine neue, umfassende Sammlungspräsentation zu eröffnen. Um die große Spannbreite und vielfältigen Anknüpfungspunkte der Sammlung zu präsentieren, die aus den ausufernden und asymmetrischen Bewegungen einer Lust am Sammeln entstanden sind, werden Werke der Sammlung jedes Jahr in neuen Zusammenhängen und mit thematischen Schwerpunkten gezeigt.
Die Ausstellung zeigt nie zuvor präsentierte Werke des Bestandes und eröffnet neue Sichtweisen auf bereits bekannte Arbeiten. Sie umfasst internationale sowie lokale Gegenwartskunst aus den Bereichen Fotografie, Malerei, Video, Skulptur, Installation und Performance. Breathing Water, Drinking Air befasst sich mit dem Nachdenken in der und über die Natur sowie der Hierarchisierung von Mensch und Natur. So thematisieren die Werke der Ausstellung durchlässige Grenzen, Austausch und Interaktion sowie die Handlungsfähigkeit der Natur in Zeiten, die oft als ‚Anthropozän‘ bezeichnet werden und in denen sich das Verhältnis zwischen Mensch und Natur grundlegend verändert hat. Die kostbaren und suggestiven Ressourcen Luft und Wasser stehen dabei für eine Welt unbekannter Existenzen, ebenso wie für grundsätzliche Denkfiguren, die sich für weitere Perspektiven öffnen. Atmen und Trinken werden darin nicht nur als essenzielle Versorgungs- und Überlebenstätigkeiten verstanden, sondern auch als ein Neuverhandeln der Relationen von Mensch und Umwelt in der Überwindung des Anthropozentrismus. So eröffnen die gezeigten Werke auch Fragen zu neuen Erzählungen und Sensibilitäten hinsichtlich unserer gegenseitigen Verbundenheit und Durchlässigkeit: Inwiefern können wir mit den Mitteln der Kunst Kenntnisse über unsere physikalische, biologische, chemische und geistige Welt erlangen? Was zeigen uns die Werke in Bezug auf unsere Fähigkeit zum Kontakt, zum Dialog und unsere Formen von Koexistenz?

Hicham Berrada

Breathing Water, Drinking Air
Photo: Kai Werner Schmidt

Kinke Kooi
Photo: Kai Werner Schmidt

Zsófia Keresztes
Photo: Kai Werner Schmidt

Per Kirkeby
Photo: Kai Werner Schmidt

Photo: Kai Werner Schmidt