MODULAR ORGAN

Phillip Sollmann & Konrad Sprenger

18.10.2025 - 25.01.2026
Eröffnung: 18. Oktober 2025, 16–20 Uhr

 

Die Sammlung Philara freut sich, in Kooperation mit dem 20. IDO-Festival (Internationales Düsseldorfer Orgelfestival) die Ausstellung MODULAR ORGAN von Phillip Sollmann und Konrad Sprenger zu eröffnen. Anlässlich des Jubiläums wird das begehbare Klangsystem Modular Organ System präsentiert, das die ehemalige Glaserei über einen Zeitraum von drei Monaten in einen Resonanzraum verwandelt.

 

MODULAR ORGAN operiert jenseits festgelegter Kategorien des Instruments oder der Skulptur, ist weder eine klassische Orgel noch eine reine Adaption derselben. Es ist vielmehr ein Zustand klanglicher Verdichtung, räumlicher Spannung und körperlicher Erfahrung.

Die Installation besteht aus Komponenten wie Pfeifen oder Windkörpern, beispielsweise aus Glasfasertrichtern, und klangerzeugenden Modulen, die losgelöst vom Gehäuse eines klassischen Instruments operieren. Töne werden hier nicht einfach abgespielt, sondern Klang entsteht im und mit dem Raum als individuelles, körperlich wahrnehmbares Ereignis.

 

Was zunächst an Orgelklänge erinnert, verwandelt sich in eine Erfahrung von Dauer und schwebender Dichte. Mikrovariationen, statische Felder, tiefgreifende Resonanzen, Überlagerungen von Frequenzen und Obertonfärbungen erzeugen ein Klangmilieu, das sich nicht aus der Entfernung erleben lässt – es verlangt körperliche Nähe und Bewegung. Die Quelle des Sounds bleibt unbestimmt, oft unsichtbar. Die klanglichen Eigenschaften des Instruments stammen aus unterschiedlichen Zeiten, Techniken und Denkweisen, wodurch sich Zuordnungen zu alt oder neu, mechanisch oder elektrisch auflösen.

 

Sollmann und Sprenger begreifen Modular Organ System als offenes Instrument, das sich durch kontinuierliche Entwicklung definiert. Seit 2017 entsteht die Arbeit in kollaborativen Prozessen – mit Kundigen aus Orgelbau, elektroakustischer Musik, Architektur und Klanggestaltung. Präsentationen der Berliner Musiker und Künstler waren bisher bei Institutionen und Veranstaltungen wie dem STUK, Leuven (2022), dem CTM Festival, Berlin (2022), dem Callie’s, Berlin (2021), der Kestner Gesellschaft, Hannover (2017), der Stiftung Ludwig, Aachen (2018), dem Meakusma Festival, Eupen (2018) und dem KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2020) zu sehen.

Phillip Sollmann (*1974 in Kassel) arbeitet als Künstler und Komponist. Mit seinem Alias Efdemin gehört er zum Resident-DJ-Stamm des Berliner Berghains. Er hat mehrere Alben bei unterschiedlichen Labels veröffentlicht.

Joerg Hiller (*1977 in Lahr) tritt unter dem Pseudonym Konrad Sprenger auf. Er ist Künstler, Komponist und Musikproduzent. Sprenger arbeitet seit Jahren mit Arnold Dreyblatt, Ellen Fullman, Oren Ambarchi sowie mit namhaften Bands wie Ethnostress, Rom, Ei und der Kunstgruppe Honey-Suckle Company zusammen.

 

Das IDO-Festival hat sich seit 2006 mit mittlerweile über 10.000 Besuchenden pro Jahr zu einem bedeutenden und weit über Düsseldorf hinaus bekannten Kultur-Event entwickelt. Von Ende September bis Anfang November werden jährlich über 50 Veranstaltungen angeboten. Ziel des Festivals ist es, die Orgel und ihre Vielfalt in den unterschiedlichsten musikalischen Zusammenhängen einem neugierigen und begeisterungsfähigen Publikum nahezubringen. Düsseldorf besitzt rund 200 konzertfähige Orgeln – Instrumente von höchstem Wert und künstlerischem Anspruch.

 

Parallel zu MODULAR ORGAN zeigt die Sammlung Philara die Einzelausstellung von Anton Henning, TRÄUME, TRICHTER & TRICKSEREIEN, sowie eine Gruppenausstellung zu Glas in der zeitgenössischen Kunst: MELTING SANDS. Parallel zu den Ausstellungen sind zusätzliche Konzert-Veranstaltungen im Rahmen des IDO-Festivals geplant. Beachten Sie hierfür unsere Programmhinweise auf der Website: www.philara.de.  

 

Konzert: Jessica Ekomane, 6.12.2025, 20 Uhr 

Finissage: 24.1.2026,

17:30 Uhr, Artist Talk in der Sammlung Philara mit anschließender Orgelnacht in St. Antonius Oberkassel ab 20 Uhr u.a. mit Ellen Arkbro, Hanne Lippard, Hampus Lindwall (präsentiert von St. Antonius, IDO-Festival, Julia Stoschek Collection und Sammlung Philara)

 

 

Das Projekt MODULAR ORGAN wird unterstützt durch die Aventis Foundation, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland und die Karin und Uwe Hollweg Stiftung. 

 

 

Kurator*innen der Ausstellung: Julika Bosch, Vincent Stange, Hannah Niemeier

MELTING SANDS Glass in Contemporary Art

Gabriele Beveridge, Gwenneth Boelens, Elio J Carranza, Kasia Fudakowski, Paul Hance, Annika Kahrs, Yaël Kempf, Mischa Kuball, Katharina Maderthaner, Narges Mohammadi, Leonor Serrano Rivas, Mathilde Rosier, Jeremy Shaw, Slavs and Tatars, Jeanine Verloop

18.10.2025 - 25.01.2026
Eröffnung: 18. Oktober 2025, 16–20 Uhr

Anlässlich des 150. Jubiläums der ehemaligen Glaserei Lennarz präsentiert die Sammlung Philara, die seit 2016 in den umgebauten Räumlichkeiten ansässig ist (und deren Hausmeister noch in der Glaserei tätig war), eine umfassende Ausstellung zu Glas in der zeitgenössischen Kunst. Die Präsentation geht der Vereinbarkeit von Struktur und Chaos sowie anderen Gegensätzen, die das vielseitige Material in sich vereint, auf den Grund und legt einen Fokus auf Interdisziplinarität, Kollektivität und internationale Zusammenarbeit – allesamt Eigenschaften von Glas und dessen Herstellung.

 

MELTING SANDS erforscht das Material Glas und die Ressourcen, die es ersetzen könnten. Was können wir von Glas lernen? Welche Metaphern und Utopien liegen in seiner widersprüchlichen Materialität verborgen? Die Ausstellung stellt die These auf, dass Glas es uns wie kein anderes Material ermöglicht, Komplexität und Gegensätzlichkeit zu denken. Glas wird definiert als amorpher, ungeordneter Feststoff, galt einst als „unterkühlte Flüssigkeit“ oder gar als „vierter Aggregatzustand“. Es erstarrt, ohne zu kristallisieren, und befindet sich daher in einem metastabilen Zustand. Glas trägt also permanent das Potenzial einer spontanen Transformation in sich. [1]

 

Transparenz und die damit verbundene visuelle Immaterialität sind seit jeher und bis heute ganz wesentliche Eigenschaften von Glas. Hingegen sind die utopischen Vorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts von Transparenz als Symbol für Modernität und Freiheit längst überholt. Mit fortschreitender Digitalisierung und schwindender Trennung zwischen Privatem und Öffentlichem ist das Konzept Transparenz zunehmend negativ besetzt – man denke nur an den Begriff des „Gläsernen Menschen“ als Symbol für ungewollte Entblößung oder Überwachung. Doch Glas vereint – ganz in Einklang mit den internationalen, kollektiven Prozessen seiner Herstellung – eine Fülle weiterer Metaphern in sich, so auch emanzipatorische, die auf Kontinuität und Kompromiss bauen. Die Ausstellung fokussiert junge wie auch etablierte Positionen, die sich mit internationalen Kooperationen, interdisziplinären Forschungsmethoden und neuen Themenfeldern befassen. [2]

 

 

Die Ausstellung wird gefördert durch das Königreich der Niederlande & Mondriaan Fund, Niederlande 

Kuratorinnen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier

 

 

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[1] Für diesen Hinweis danken wir Manuela Mehrwald, ebenso Dedo von Kerssenbrock-Krosigk für die weitere Beratung.

[2] In Bezug auf die internationale Zusammenarbeit ist hier auch der Einfluss der Studioglasbewegung in den USA auf Ausbildungsinstitutionen für Glas(kunst)produktion zu nennen, etwa auf die Gerrit Rietveld Akademie. Gerade in den Niederlanden gibt es eine besondere Expertise und Offenheit hinsichtlich internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Kunst und Handwerk verbindet und Aspekte der Nachhaltigkeit in den Blick nimmt, weshalb die Ausstellung viele niederländische Positionen zeigt.

TRÄUME, TRICHTER & TRICKSEREIEN

Anton Henning

18.10.2025 - 25.01.2026
Eröffnung: 18. Oktober 2025, 16–20 Uhr

Die Sammlung Philara freut sich, mit TRÄUME, TRICHTER & TRICKSEREIEN eine umfassende Einzelausstellung von Anton Henning zu präsentieren. Gezeigt werden Arbeiten aus vier Jahrzehnten mit einem Fokus auf Hennings malerisches Werk. Parallel  zur Ausstellung vergibt der Künstler großzügige Schenkungen an deutsche, belgische und niederländische Museen, darunter an den Düsseldorfer Kunstpalast. Hennings Werke sind 2025 in diversen weiteren Ausstellungsstätten zu sehen, beispielsweise in der Kunsthalle Bremen, im Kunstmuseum Bonn, Museum Kurhaus Kleve, Museum Neuruppin, Sprengel Museum Hannover, in der AkzoNobel Art Foundation in Amsterdam, im Kunstmuseum Den Haag, Museum Kunstpalast sowie in der Kunsthalle Mannheim und im Von der Heydt-Museum Wuppertal.

 

Anton Henning befragt die Malerei mit ihren eigenen Mitteln. Wie durch einen Trichter, dessen schmale Öffnung auf die Betrachtenden gerichtet ist, überführt er Bilder durch seinen eigenen Blick in die Gegenwart. Dabei bedient er sich Design- und Kunstgeschichte wie auch Popkultur und Alltag: Referenzen an Polke, Palermo, Courbet, Picasso oder Bacon treffen auf Kritzeleien, Kühe und Lampen. Diese Unerschrockenheit spiegelt sich auch in Anton Hennings Werdegang: Eine klassische Ausbildung absolvierte er nicht, verließ die Akademie schon nach einem halben Semester und eignete sich stattdessen die unterschiedlichsten Techniken selbst an. Bereits mit Mitte Zwanzig feierte der Autodidakt erste Erfolge in New York City. Seither ist sein künstlerischer Output immens. Besonders prägend für Hennings malerisches Werk ist die Idee stilistischer Individualität gepaart mit Traditionsbezug. Seine frühen „Jazzbilder“, von denen eines in der Ausstellung zu sehen ist, knüpfen etwa an die psychedelischen Strömungen aus den Umbruchsjahren um 1968 an.

 

TRÄUME, TRICHTER & TRICKSEREIEN präsentiert wichtige Werke seiner Stilleben-, Interieur-, Portrait- und Pin-up-Serien. Henning füllt diese Genres mit neuem Leben. So zeigt eines seiner Bilder den gekreuzigten Jesus, an dessen Nabel ein Tunnel andockt. Er öffnet sich in den Bildraum, als würde sich die Vergangenheit einen Weg in eine Zwischenwelt graben – ein Porträt aus Schlaufen und Windungen. In anderen Werken werden Tapeten und bekanntes Möbeldesign heraufbeschwört; Augen, Tunnel, Trichter, und Appendixe graben sich ins Bild ein. Eine schlappe, Boomerang-ähnliche, fließende Form, die Henning „Hennling“ nennt, zieht sich dabei immer wieder durch seine Werke, wie ein selbstreferenzieller Witz.

 

Vielen Arbeiten liegt die Frage zugrunde: Wie lässt sich die Kunstgeschichte mit der Gegenwart verbinden? Der Antwort darauf nähert sich der Künstler mit einer von ihm selbst liebevoll „Diebereien“ genannte Methode: kleine, wiederholte Akte des Stehlens, mit denen er die Geschichte durch das Nadelöhr seines eigenen Stils in die Gegenwart holt. Nicht zufällig werden in Hennings Werk auch Aussagen über die Hoheit des bürgerlich definierten „guten Geschmacks“ und das Original getroffen. In Titeln wie Porträt No. 538 (2018) oder Interieur No. 594 (2020) lässt sich Hennings Freude an der Auseinandersetzung mit Original und Wiederholung erkennen. Der Künstler malt auf eine wertschätzende Art und Weise und bewegt sich stets zwischen Ernst und Humor. Dabei eröffnet er Welten von Blumenstillleben bis hin zu abgründigen Paradiesen.

 

Anton Henning, geboren 1964 in Berlin, lebt und arbeitet in Berlin und Manker. Seit 2022 führt er den „Antonymen Salon“, dessen Name nicht nur auf den Künstler selbst verweist, sondern gleichzeitig auf den Begriff des Antonyms, also des Gegen(teil)worts. Dort diskutieren er, Wolfgang Ullrich und Jana Noritsch gemeinsam mit Gästen Errungenschaften, Defizite und Auswirkungen der Kunst des 20. Jahrhunderts auf die Gegenwart.

Hennings Werke wurden in zahlreichen Einzelausstellungen präsentiert, unter anderem im Museum Neuruppin (2025), in der Kunsthalle Recklinghausen (2017), im Zeppelin Museum, Friedrichshafen (2016), im Georg Kolbe Museum und im Haus am Waldsee, beide Berlin, in der Kunsthalle Mannheim und im Wilhelm-Hack Museum, Ludwigshafen sowie im De Pont Museum, Tilburg, Niederlande (alle 2009), S.M.A.K, Gent (2007, im Haus Esters, Krefeld, im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main (beide 2005) und im Kunstmuseum Luzern (2003)

Außerdem waren seine Werke international in Gruppenausstellungen zu sehen, darunter im Okinawa Prefectural Museum and Art Museum (2024) und im Wexner Center for the Arts in Columbus, Ohio (2015). Im selben Jahr wurden seine Werke im Nationalmuseum für moderne Kunst Tokio gezeigt sowie in den Niederlanden im Stedelijk Museum, Amsterdam (2014), Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam (2012) und im Kunstmuseum Den Haag (2006). Im Kunstmuseum Luzern wurden seine Arbeiten bereits sechs Mal ausgestellt.

Auch in Deutschland war Henning in verschiedenen Gruppenausstellungen vertreten, darunter in den Deichtorhallen, Hamburg (2015), im KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2013), beim Düsseldorfer Künstlerverein Malkasten (2004) und in der Kunstsammlung NRW (2000).

 

Sein Interieur No. 253 ist permanent im Arp Museum Bahnhof Rolandseck zu sehen und umfasst die Gestaltung des Museumsbistros inklusive der Wände, Tische, Glasfenster, Lampen, Sitzbänke sowie 15 weiterer Gemälde. Auch im Vivantes Hospiz in Berlin-Tempelhof gestaltete er die Innenräume: Interieur No. 511 und Interieur No. 512 dienen dort als Rückzugsorte für persönliche Gespräche. Seit 2017 ist sein Interieur No. 553im De Pont Museum zu sehen.

 

 

Kurator*innen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier

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