ROSA

Sabrina Fritsch & Rosilene Luduvico

14.11.2015 - 13.12.2015

In der Ausstellung ROSA gehen die Künstlerinnen Sabrina Fritsch und Rosilene Luduvico in der Sammlung Philara eine temporäre Bindung ein und erkunden sowohl die Bedeutung einer Farbe als auch die „Legende einer Frau, die es nie gegeben hat.“1

ROSA ist ein linguistischer und visueller Hybrid. Gleichwohl eine etymologische Zusammenführung der Anfangsbuchstaben der beiden Künstlerinnen, Rosilene und Sabrina, wie auch eine kritische Auseinandersetzung mit einer Farbe und ihrer Symbolik.

Die abstrakten Arbeiten von Sabrina Fritsch changieren zwischen einer dominanten Gliederung, konkretem Farbauftrag und dispersiven Farbebenen. Das Leinwandformat dient dabei häufig als Rahmen für einen weitergedachten Logarithmus im Bildaufbau. Die Bildfläche wird in Segmente unterteilt, in deren Zwischenstücken, durch Abschleifen oder Unbehandeltheit, das Leinwandmaterial oder transparente Farbebenen sichtbar werden. Der Dualismus des Auftrags zwischen Farbpräsenz und Abwesenheit evoziert zeitgleich Zugang und Unzugänglichkeit.
Konträr dazu basieren die Arbeiten von Rosilene Luduvico auf Schwüngen, floralen Ausformungen und sanften Strichen in Pastellfarben. Gerne folgt man der Verspieltheit ihres zarten Duktus'. In Credi und Chichia evoziert Luduvico Sonntagsgefühle: das Rascheln von Baumkronen, der Wind in den Haaren, das Gewahrwerden von Sekunden. Ihre anmutigen Porträts wie Seine erste Reise nähern sich dem menschlichen Antlitz feinfühlig. Malerisch streichelnd erfasst sie die Aura einer Person oder eines Moments.

Dialektisch begegnen sich die Positionen von Luduvico und Fritsch als vermeintlich künstlerisches Komplement. Zu Paaren gehangen werden die Arbeiten von Fritsch und Luduvico einander gegenübergestellt. Indes treten sie besonders durch ihre formale Differenz in eine wechselseitige Beziehung, die eine neue Konnotation beider Arbeiten ermöglicht. Dabei werden die charakteristischen Züge einer künstlerischen Position in der jeweils anderen betont. Plötzlich werden die geometrischen Formen aus Luduvicos Arbeiten sowie die Zärtlichkeiten aus Fritschs Arbeiten akzentuierter als Duell erwartet, tritt diese Paarung als Duett hervor.

Gesteigert wird diese finale Verschmelzung in ROSA, einer gemeinschaftlichen Wandarbeit, die in den Räumen der Sammlung Philara realisiert wurde. Geschmeidige Striche in abgeschwächten Primärfarben, die sich tänzelnd über die Wand ziehen, werden von radikalen schwarzen Rastern überlagert.
ROSA ist die Frau vieler Nuancen. Der kuratorische Dualismus wird hier methodisch ins Bild übertragen und somit zur Synthese. ROSA ist gleichermaßen bestimmt und zärtlich sowohl präsent und abwesend. Fern von naiv und dümmlich ist ROSA wohl kalkuliert und empfindsam konzipiert.
ROSA ist kein Prototyp. Nicht rosa, sondern eine Wechselgestalt, die viele Personen in einer Person sein kann.

 

 

1  Bachmann, Ingeborg: Malina, Frankfurt am Main 1980, S.61.