Solo Show

Andreas Schmitten

13.04.2019 - 16.06.2019

„Afterwards I stand in front of a chrome and acrylic Washmobile bathroom sink – with soap dish, cup holder, and railings that serve as towel bars, which I bought at Hastings Tile to use while the marble sinks I ordered from Finland are being sanded – and stare at my reflection (...).“ Bret Easton Ellis, American Psycho


Andreas Schmitten entwickelt seine sterilen architektonischen Hybride aus urbanen Anleihen, dem Modellbau und Setdesign. Dabei transformiert er Fenster und Schaufensterfronten, das attraktionsgespickte Skelett jeder städtischen Akkumulation, zu skulpturalen Inszenierungen. Diese verbergen ihre anthropogene Konstruktion nicht, markieren hingegen eine menschliche Leerstelle. „In seiner Formen- und Materialsprache verweist das Werk auf die Semantik einer menschengemachten Welt, die sich jedoch ihrer unmittelbaren menschlichen Präsenz entledigt hat.“ 1


Schmitten kombiniert farbige Stoffarrangements mit hochglänzenden oder matten Artefakten, die Resonanzen an profane Objekte oder Werke der Kunstgeschichte bilden. Durch die Gegenüberstellung verschiedener Oberflächen, die zwischen Travestie und Verhüllung arrangiert werden, entsteht eine sinnlich-haptische Paradoxie. Diese modellartigen Variablen werden bei Schmitten zum finalen, sakralen Objekt gesteigert. Es entsteht eine Chimäre aus bewussten Inszenierungsstrategien, weihevoll und futuristisch anmutend, die zeitlich und funktional Distanz erzeugen.


Entfremdung und Verführungsmechanismen sind wiederkehrende Themen, denen sich Andreas Schmitten widmet. Seine großformatigen Zeichnungen sind schematisierte Gebrauchsanweisungen, die einen destruktiven Umgang der Anwender_innen mit den jeweiligen Gebrauchsgütern beschreiben. Es sind Einblicke in eine Dingwelt, die über ihre Unversehrtheit hinausreicht. Der menschliche Körper wird zum gegenständlichen Komplizen, zum Material, das modelliert werden oder gar verschwinden kann. Scharfsinnig analysiert Schmitten die Wirkungsweisen zwischen Körpern und Objekten und ihren Kontexten.


Andreas Schmitten wurde 1980 geboren und absolvierte 2012 seinen Meisterschüler in Bildhauerei bei Georg Herold an der Kunstakademie Düsseldorf. Seit 2013 befinden sich Werke Andreas Schmittens in der Sammlung Philara, u.a. die permanente Installation Spectator’s Choice von 2016. Andreas Schmitten lebt und arbeitet in Düsseldorf.


1 Kröner, Magdalena, Plädoyer fürs Unsprachliche in: Kunstforum Bd.256, S.230