MELTING SANDS Glass in Contemporary Art
Gabriele Beveridge, Gwenneth Boelens, Elio J Carranza, Kasia Fudakowski, Paul Hance, Annika Kahrs, Yaël Kempf, Mischa Kuball, Katharina Maderthaner, Narges Mohammadi, Leonor Serrano Rivas, Mathilde Rosier, Jeremy Shaw, Slavs and Tatars, Jeanine Verloop
18.10.2025 - 25.01.2026
Opening: 18 October 2025, 4 pm–8 pm
Anlässlich des 150. Jubiläums der ehemaligen Glaserei Lennarz präsentiert die Sammlung Philara, die seit 2016 in den umgebauten Räumlichkeiten ansässig ist (und deren Hausmeister noch in der Glaserei tätig war), eine umfassende Ausstellung zu Glas in der zeitgenössischen Kunst. Die Präsentation geht der Vereinbarkeit von Struktur und Chaos sowie anderen Gegensätzen, die das vielseitige Material in sich vereint, auf den Grund und legt einen Fokus auf Interdisziplinarität, Kollektivität und internationale Zusammenarbeit – allesamt Eigenschaften von Glas und dessen Herstellung.
MELTING SANDS erforscht das Material Glas und die Ressourcen, die es ersetzen könnten. Was können wir von Glas lernen? Welche Metaphern und Utopien liegen in seiner widersprüchlichen Materialität verborgen? Die Ausstellung stellt die These auf, dass Glas es uns wie kein anderes Material ermöglicht, Komplexität und Gegensätzlichkeit zu denken. Glas wird definiert als amorpher, ungeordneter Feststoff, galt einst als „unterkühlte Flüssigkeit“ oder gar als „vierter Aggregatzustand“. Es erstarrt, ohne zu kristallisieren, und befindet sich daher in einem metastabilen Zustand. Glas trägt also permanent das Potenzial einer spontanen Transformation in sich.[1]
Transparenz und die damit verbundene visuelle Immaterialität sind seit jeher und bis heute ganz wesentliche Eigenschaften von Glas. Hingegen sind die utopischen Vorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts von Transparenz als Symbol für Modernität und Freiheit längst überholt. Mit fortschreitender Digitalisierung und schwindender Trennung zwischen Privatem und Öffentlichem ist das Konzept Transparenz zunehmend negativ besetzt – man denke nur an den Begriff des „Gläsernen Menschen“ als Symbol für ungewollte Entblößung oder Überwachung. Doch Glas vereint – ganz in Einklang mit den internationalen, kollektiven Prozessen seiner Herstellung – eine Fülle weiterer Metaphern in sich, so auch emanzipatorische, die auf Kontinuität und Kompromiss bauen. Die Ausstellung fokussiert junge wie auch etablierte Positionen, die sich mit internationalen Kooperationen, interdisziplinären Forschungsmethoden und neuen Themenfeldern befassen.[2]
Die Ausstellung wird gefördert durch das Königreich der Niederlande & Mondriaan Fund, Niederlande
Kuratorinnen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier
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[1] Für diesen Hinweis danken wir Manuela Mehrwald, ebenso Dedo von Kerssenbrock-Krosigk für die weitere Beratung.
[2] In Bezug auf die internationale Zusammenarbeit ist hier auch der Einfluss der Studioglasbewegung in den USA auf Ausbildungsinstitutionen für Glas(kunst)produktion zu nennen, etwa auf die Gerrit Rietveld Akademie. Gerade in den Niederlanden gibt es eine besondere Expertise und Offenheit hinsichtlich internationaler und interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Kunst und Handwerk verbindet und Aspekte der Nachhaltigkeit in den Blick nimmt, weshalb die Ausstellung viele niederländische Positionen zeigt.
Elio J Carranza
Photo: Kai Werner Schmidt
VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Slavs and Tatars
Photo: Kai Werner Schmidt
Mischa Kuball
Photo: Kai Werner Schmidt
VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Annika Kahrs
Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland – Sammlung zeitgenössische Kunst
Photo: Kai Werner Schmidt
Mathilde Rosier
Production Cirva Marseille
Photo: Kai Werner Schmidt
VG Bild-Kunst Bonn, 2025
Jeanine Verloop
CHIME is commissioned by iii as part of its
annual residency program and presented in
collaboration with Rewire. The research phase
for CHIME was made possible by Mondriaan
Fund and V2_Lab for Unstable Media
Photo: Kai Werner Schmidt